LIEBLINGSMUSIK

 

 

 

Musik wurde ab etwa dem 10. Lebensjahr enorm wichtig für mich und ist heute kaum mehr aus meinem Leben wegzudenken. Musik ist Reinigung, Aufputschmittel, Antistresstherapie und Aphrodisiakum zugleich. Großgeworden mit der Musik meiner Geschwister (Beatles, Beach Boys. Stones) kam ich über Freunde sehr schnell zur Rockmusik (Deep Purple, Black Sabbath, Rory Gallagher, Cream oder Led Zeppelin). Über Ausflüge zu Psychedelischem Rock, Zappa, Gothic, Independendent, Crossover, EBM, Prog-Rock, Jazzrock landete ich später und bis heute im Schwermetallbereich, ohne dabei die Rockmusik, den Folk oder die elektronische Musik aus den Augen zu verlieren. Dabei sind für mich vor allem die Atmosphäre, die Spielfreude, der Abwechslungsreichtum, die Authentizität und die Energie der Musik wichtig.

Die verschiedenen Schallplatten bzw. später CDs, die für mich bedeutungsvoll waren, findet man nach Epochen aufgeführt. Es geht mir dabei weniger um "Plattenkritik", sondern eine Beschreibung der Bedeutung der jeweiligen Musik und damit auch um einen Rückblick auf ein musikalisch bewegtes Leben. Die Liste ist unvollständig, da sie jede ständig erweitert werden soll.

 

Die 70er

 

BILLY COBHAM (USA) – SPECTRUM (73) … In dem ehemaligen Hühnerstall von Strati´s Elternhaus, den wir wegen der Nachbarn mit Eierpappen ausstaffiert hatten, stand ein gewaltiger London City Gitarrenverstärker mit kühlschrankgroßer Box, über den der Plattenspieler meines drei Jahre älteren Kumpels lief. Ich war 16 und Strati wies mich damals in die Welt der Frauen, des Alkohols und der wichtigen Musik ein. Sex, Drugs & Rock´n Roll eben! In seiner damals schon recht umfangreichen Plattensammlung entdeckte ich beim Rumkramen „Spectrum“, die erste Platte von Billy Cobham. Ich zog sie raus und fragte, wer Cobham sei. Strati sprach nicht viel, sondern legte die Scheibe auf, drehte den Regler hoch und schob mir ein Glas Whisky-Cola rüber. Was mir da um die Ohren blies, war heftig und mächtig. Bis dato war ich eher mit Black Sabbath und Deep Purple unterwegs. Aber die Art und Weise, wie Cobham Schlagzeug spielte, war absolut atemberaubend. Ein paar Gläser später konnte man auch Farben zur Musik sehen und Strati erklärte mir, dass Cobham der weltbeste Drummer sei. Den Sound nannte man Fusion, ein Gebräu aus Jazz, Rock und Funk. Die teilweise hasplig-verschachtelten Klänge vom Piano (Jan Hammer) waren anfangs gewöhnungsbedürftig, aber die Schlagzeugtechnik war nicht von dieser Welt und zog mich nachhaltig in ihren Bann. „Der spieltechnische Unterschied zwischen rechter und linker Hand ist bei Cobham aufgehoben (Wikipedia). Bei mehreren Stücken, die nur aus Drum-Soli bestehen, kann man dies gut nachvollziehen. Zuhause hörte ich immer wieder das fast 10minütige „Stratus“ an, eines der wohl einzigartigsten Schlagzeugstücke, dich ich je gehört habe. Sicherlich um die 10 Jahre lang prägte Jazzrock/Fusion meinen Musikgeschmack und führte dazu, dass die Größe meiner Lautsprecherboxen exorbitant zunahm. Als ich es gestern bei der Autofahrt hörte, war die spannende Zeit wieder präsent. Ich konnte sogar den billigen Whisky in der Cola riechen.

 

Die 80er

 

Die 90er

 

NEW MODEL ARMY (GB) – THUNDER AND CONSOLATION (89) … Ende der 80er hängte ich meinen Beruf als Krankenpfleger an den Nagel, weil ich keinen Bock mehr auf dieses hierarchieverliebte Gesundheitssystem mit Chefärzten hatte, die nach Gutsherrenart agierten. Ich war geboren, um zu leben und nicht, um mich zu unterwerfen. Mit der Aufnahme meines Studiums wuchs auch mein unterdrückter Freiheitsdrang und ich begann tatsächlich wieder, das eigentliche Leben für mich zu entdecken. Tagsüber schwänzte ich die Vorlesungen und saß in Cafes, nachts trieb ich mich in den Münsteraner Clubs rum. Als 1989 das vierte Album „Thunder and Consolation“ der englischen Rockband New Model Army erschien (das Vorgängeralbum „The Ghost Of Cain“ besaß ich schon), wurde es zu der Begleitmusik meines neuen Lebens. Thunder and Consolation ist "die perfekte Mitte aus hartem Realismus, rebellischer Attitüde und zarter Poesie (laut.de)“. Eine CD, wie eigens für mich komponiert. Zu den Stücken „Vagabonds“ oder „Green And Grey“ (aber eigentlich fast zu allen Stücken) enterte ich die Tanzfläche und rockte den Saal: raumfordernd, wild und mit diesem Gefühl von fuck the system. Die überwiegend rockigen Songs mit Wurzeln im Folk, aber auch Punk wirken nie künstlich-effekthaschend oder aufgeblasen, sondern geerdet und authentisch; sie stammen allesamt tief aus der Seele von Justin Sullivan (Ges./ Git.). Zweimal sah ich NME live - unvergessliche Konzerte mit tollen, unangepassten Menschen. Während ich heute über so manche Musikverwirrung die Augen verdrehe, gibt mir der Sound noch immer den gewissen Kick. "The time I think most clearly, the time I drift away."

 

DEPECHE MODE (GB) – THE SINGLES 86>98 (98) … Obschon der Sound meines Lebens überwiegend aus Rock und Schwermetall bestand/besteht, gab es auch Ausflüge in seichtere, poppige Gefilde. Eigentlich mag ich keine Best-of-CD´s, aber auf „THE SINGLES 86 > 98 ist alles drauf, was ich von dieser Band brauche. In den 90ern tummelte ich mich viel in Münsteraner Clubs. Ich war der mit der schwarzen Lederjacke, ok, der Rest war auch schwarz. Zumeist stand ich abseits des Trubels, beobachtete die Szene und befand mich in Gedanken in einer komplett anderen Welt als in der jeweils aktuellen. Liefen die ersten Akkorde von „Walking In My Shoes“ - mein Lieblingssong der englischen Synth-Rock/-Pop-Gruppe - tänzelte ich auf die Tanzfläche und bewegte mich – Bierflasche und Fluppe in der Hand - in meinem ganz eigenen Tanzstil – irgendwo zwischen Traum und Realität. Gefühlt hatte ich nach einigen Tanzstücken die komplette Tanzfläche vermessen. Depeche Mode bezeichnet man auch als Brückenglied zwischen Pop und Rock; die Brücke habe ich allerdings selten überschritten. Mich faszinierte die melancholische, zum Teil auch leicht düstere Grundstimmung und die der Musik innewohnende Verträumtheit. 2004 feierte ich erstmalig allein Weihnachten. Zwei rote Kugeln hingen an einem Tannenzweig, auf dem Tisch standen 1 gute Flasche Wein, Cognac, ein Baguette und Käse, und aus den Lautsprechern donnerte laute Musik. Mehr brauchte ich nicht um glücklich zu sein. Ich war frisch verliebt, nur weilte meine heutige Frau 180 km von mir entfernt. Und dann tanzte ich zu „Walking in My Shoes“ durchs Wohnzimmer, nur dieses mal in einer Welt, die sich bis heute richtig anfühlt.

 

2000-2010

 

OPETH (S) – BLACKWATER PARK (01) … Ende der 90er Jahre war ich den ganzen Hype um die Grungebands und „Stumpf-ist-Trumpf“- Metalkombos leid und begab mich auf die Suche nach Sounds, die eher meinem Geschmack nach komplexer und metallischer Musik entsprachen. Bei einem Besuch im damaligen CD-Laden meines Vertrauens stieß ich auf den neusten Silberling „Blackwater Park“ der mir bis dato unbekannten schwedischen Band Opeth. Dass die Band um den Mastermind Mikael Åkerfeldt in der Metalszene schon damals eine bedeutende Vorreiterrolle besaß und bei Bandvergleichen häufig mit „klingt wie …“ kommentiert wurde, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt, leuchtet mir aber heute nachwollziehbarer Weise ein. Die Stücke sind nicht eingängig und bedürfen durchaus eines mehrmaligen Hörens, um ihre volle Essenz zu verstehen. Die Songs sind allesamt komplex und variieren zwischen atmosphärisch-düsteren, durchaus ruhigen, balladesken Passagen sowie musikalischen Eruptionen mit donnernden Gitarren. Opeth ist bekannt als eine Band der musikalischen Vielfalt. Diesen Facettenreichtum spürt man sowohl auf der kompletten CD und in jedem Song, aber auch auch bei dem Gesang, der von sanft bis guttural-aggressiv changiert. Auch wenn man Opeth zum Prog-Metal rechnet, so findet man hier nicht das genreübliche Gefrickel, sondern vielmehr eine harmonische Verspieltheit. Für mich eine typische Kopfkinomusik und Bilder dazu habe ich genug eigene.

 

2010-2020

 

TRIPTYKON (CH) – MELANA CHASMATA (14) … Das zweite Album der Schweizer Black-Metalband TRIPTYKON (Nachfolgeband von CELTIC FROST) gelangte vor einigen Jahren eher zufällig in meinen Besitz: Ich entdeckte es in einem der vier blauen Müllsäcke, die in einem freien Bücherregal meiner Stadt abgestellt waren. Von jetzt auf gleich war ich um gut 500 CDs aus den Bereichen Rock bis Extrem-Metal reicher. MELANA CHASMATA passte zu dem Zeitpunkt gut in meine aktuell leicht abklingende musikalische Phase der ultraharten Klangart. Doch trotz meiner bisherigen Hörgewohnheiten war das in sich geschlossene Album mit dem von HR Giger gestalteten Cover schon sehr verstörend und erdrückend. Alle Stücke klingen morbide, dunkel und geradezu bösartig. Diese düstere Stimmung in der Musik zog mich schon früh in den Bann; schließlich gab es eine Zeit, in der ich mit der Gothic-Szene liebäugelte und auch anziehtechnisch Schwarz mein bevorzugtes Bunt darstellte. Sollte die Menschheit so weiter machen und den Kollaps der Erde herbeiführen – wir sind auf einem guten Weg -, wäre MELANA CHASMATA mit seinen zum Teil bis zum Anschlag gequälten Instrumenten und finsteren (auch weiblichen Gesangsparts) sicherlich der Soundtrack zur Untergangsstimmung.

 

Ab 2020

 

JINJER (UKR): Wallflower (21). Die ukrainische Band Jinjer ist ein typischer Fall von Internetbekanntschaft. So stieß ich per Empfehlungsprinzip "Wer A mag, dem gefällt vielleicht auch B" auf die Musik des Quartetts um die charismatische Sängerin Tatiana Shmailyuk. Der Stil von Jinjer enthält Elemente des Metalcore, Djent, Progressive-, Groove- und Death Metal. Im Gegensatz zu vielen Knüppelbands glänzen Jinjer aber durch einen abwechslungsreichen und zum Teil sehr emotionalen Sound. Der Titel Wallflower täuscht, denn die Stücke auf der CD sind alles Andere als Mauerblümchenmusik; vielmehr sind sie ein Fest der tiefergelegten Gitarren und ein gekonnter Mix aus Gefühl und Härte. Dabei bedient Tatiana die komplette Stimmklaviatur von poppig anmutendem Klargesang über ekstatischem Kreischen bis hin zum aggressiven Growlen - und das im ständigen Wechsel. Ein Stimmwunder. Der perfekte Sound zur Behandlung von Weltschmerz - den überstehen auch nur Mauerblümchen unbeschadet.

 

LONG DISTANCE CALLING (D): ERASER (22) … Bereits 2008 sah ich die mir damals noch unbekannte Band LDC aus Münster in einem Club in München – und zwar charmanter Weise auf unserer Hochzeitsreise. Damals war ich schon von der druckvollen Musik geflashed, fragte mich aber, ob Rockmusik ohne Gesang dauerhaft Aussicht auf Erfolg haben kann. Ja, hat sie, denn LDC spielt inzwischen in der ganz großen Rock-Liga mit und mir fallen unzählige, auch berühmte Bands ein, bei denen der Gesang – was meinen Geschmack anbetrifft - die Stücke eher geschreddert hat. „Keine andere deutsche Band erhebt instrumentale Musik derart gut zur Atmosphäre wie die Münsteraner. (laut.de).“ Auch die neue CD der Post-Rockband lebt von rein instrumentaler Musik, allerdings gelingt den vier Musikern auch hier wieder das äußerst seltene Kunststück, einen „audiovisuellen Soundtrack“ (LDC) zu schaffen. Soll heißen: Beim Hören tauchen Bilder auf, die genauso gewaltig, gewichtig, aber auch filigran verspielt sein können, wie das, was die Musik in dem Moment in Töne fasst. Und wähnt man sich gerade noch mental in einem tranceähnlichen Zustand, so wird man kurz darauf von einem Soundgewitter aufgeschreckt. ERASER („Radierer“) ist ein Konzeptalbum, bei dem es um das Artensterben geht, was z.B. bei dem Stück „Landless King“ besonders deutlich wird. Die Musik von LCD ist nichts für Nebenbeimusikhörer.

 

PORCUPINE TREE (GB): CLOSURE/CONTINUATION (22) … Die Bandprojekte um Steven Wilson stehen bei mir seit ihrer jeweiligen Entstehung ganz oben auf der favorisierten Musikliste. Würde Musik nach Können und nicht nach Schein und öliger Eingängigkeit bewertet, gehörte dieser intelligente Prog-Rock in den Olymp der Musikgeschichte. Die neue CD ist unglaublich abwechslungsreich und eine immer wieder überraschende Mixtur aus ganz viel Gefühl und wohltemperierter Härte. Selbst der zum Teil hohe Männergesang, den ich normalerweise überhaupt nicht ertragen kann, stört hier überhaupt nicht, da er sich gut in die Songs einfügt. Neben Wilson (Git., Bass, Ges.) und Barbieri (Kb.) fasziniert mich auf jeder PT-Veröffentlichung der Drummer Gavin Harrison, einer der ganz Großen unter den Schlagwerkern. Auf C/C ist kein Ton zu viel und keiner zu wenig.

 

KATATONIA (S): SKY FULL OF STARS (23). Um Katatonia zu mögen, muss man einen gewissen Hang zu den düsteren Seiten des Lebens besitzen. Den Schriftzug Katatonia sah ich zum ersten Mal auf einem T-Shirt bei einem Konzert von Anathema; ein paar musikalische Recherchen später erlebte ich die schwedische Band live in Köln - ein fantastisches Konzert. Auch wenn Einordnungen immer müßig sind, wird der Sound gerne als Mischung aus Doom Metal mit Dark- und Death-Metal-Einflüssen beschrieben, was heute allerdings nicht mehr zutrifft. Viel mehr gefällt mir die Aussage, dass es sich um eine sehr dunkle, traurige, atmosphärische und persönliche Musik handelt, die ich am ehesten mit der Vorstellung verbinde, bei Nacht an einem einsamen skandinavischen See zu sitzen. Bei „Sky Full Of Stars“, dem neuesten Werk der Schweden, verlassen die Meister der Melancholie die gewohnten Pfade und setzen eher auf eingängigere und – was ich gut finde – härtere Passagen. Den ersten Teil der CD hörte ich morgens laut bei einer Fahrt durch den Januarnebel – es hätte kaum eine passendere Kulisse geben können. Den zweiten Teil, sowie eine Wiederholung der mir besonders gefallenden Titel ("Austerity", „No Beacon To Illuminate Our Fall“ und der Bonus-track „Absconder“) führte ich mir per Kopfhörer beim Abwasch zu Gemüte und tanzte dabei – zur Verwunderung meines Hundes - sogar durch die Küche. Einige Stücke besitzen durchaus Potential für eine Rockparty nach meinem Geschmack – natürlich mit Kunstnebel. Wie damals im Odeon.

 

ELDER (USA): "INNATE PASSAGE (23) ... Der Weg von und zur Arbeit wurde heute durch das neue Werk "Innate Passage" der Rockband ELDER (USA/D) versüßdunkelt. Passend zum diesigen Wetter eignet sich der hypnotisierende, da psychedelisch angehauchte Heavy-Rock/Post-Hardcore für sphärische Ausflüge in die eigene schwarze Seele. Manchmal denkt man an Yes, mal an Opeth; vor allem dachte ich bei den zumeist über 10 Min. langen Stücken ans Weiterfahren. Der Soundtrack für Autofahrten bei Starkregen

 

 

 

  1. Gojira            (Progressive/Death Metal)
  2. Swallow The Sun (Death/Doom-Metal)
  3. Karnivool (Progressive Metal)
  4. Long Distance Calling (Postrock)
  5. Opeth            (Progressive Metal)
  6. Jinjer (Progressive/Death Metal)
  7. The Ocean   (Post/Progressive Metal)
  8. Trivium (Metalcore)
  9. Bullet For My Valentine   (Metalcore)
  10. Pink Floyd (Progressive/Psychedlic Rock)
  11. October Tide (Death/Doom Metal)
  12. Crippled Black Phoenix  (Progressive/Post-Rock)
  13. Machine Head (Neo-Thrash)
  14. Metallica (Thrash-Metal)
  15. Paradise Lost (Gothic/Death Metal)
  16. Katatonia (Dark Metal)
  17. Deep Purple            (Classic Rock
  18. Porcupine Tree (Progressive Rock)
  19. Sleepmakeswaves           (Post-Rock)
  20. Dark Tranquility (Melodic-Death Metal)
  21. Kataklysm (Death Metal) 
  22. The Haunted (Thrash/Melodic Death Metal)
  23. In Flames (Melodic Death Metal)
  24. Led Zeppelin (Hard Rock)
  25. Anathema (Alternative-Rock)
  26. Insomnium  (Melodic Death Metal)
  27. Lamb Of God (Death/thrash Metal)

UND

            Heilung (Nordic Ritual Folk)

 

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