Über Menschen
Du möchtest über Menschen reden?
Ich hatte sie vergessn, ausgeklammert.
Zumindest: Habe es versucht.
Damit wir uns richtig verstehen:
Du meinst die Wesen mit Verstand,
Die sich züchtigen lassen, reglementieren;
Die sich an unfähige Führer verkaufen;
Die sich ausbeuten lassen, bestehlen;
Die Freiheit gegen Sicherheit eintauchen;
Die sich ihr Leben mit Surrogaten verkleistern;
Die das Geld mehr lieben als sich selbst;
Die sich selbst bekämpfen, töten;
Die meinen, es zähle nur der, der funktioniert;
Die ihre Erde vergiften, zerstören;
Die Lügen schätzen und die Wahrheit scheuen;
Die Tiere quälen, wie sie sich selbst misshandeln;
Die statt selbst zu denken, denken lassen.
Ach, lass uns nicht von Menschen sprechen.
Der Tag war bisher so ungetrübt.
Nah bei mir
Ich fand einen Stuhl
Verlassen an unwirtlichem Ort
Der Sitz schon reichlich ramponiert
Doch von hier Blick aufs weite
Feld.
Ich nahm Platz
Für ein Bad in der
Frühlingssonne
Sah die Wolken träge ziehn
Von fern heiserer Hahnenschrei
Und Gezwitscher immerzu
Ich genoss die Zeit
Denn ich war so nah
Bei mir – wie nie
Bilder
Wir sind Augenmenschen und brauchen Bilder
Brauchen sie, um die Welt zu begreifen
Bilder sind Bildung, wenn wir nur wollen
Als Vorbild oder Denkvorlage und
Um uns bestenfalls selbst ein Bild zu machen
Sie können sichtbar machen und gleichzeitig verbergen
Sie können beweisen und gleichzeitig lügen
Bilder faszinieren und schockieren zugleich
Sie regen an und regen auf
Sie inspirieren und steigern die Lust
Manche Bilder drängen sich dem Sehen auf
Während sich andere der Oberflächlichkeit entziehn.
Und immer ist es das Auge, das Bilder macht
Wir haben uns gewöhnt an magische Vielfalt
Merken nicht, wenn dann und wann etwas fehlt
Erst an den Rändern, dann immer mehr
Verfremdet, in den falschen Kontext gestellt
Denn nicht allen ist es recht, dass wir alles sehen
Darum trau deinen Augen und nicht all den Bildern
Sonst schaust du nicht das, was du möchtest
Sondern das, was du sollst.
Quarantäne
Wir leben in einer Box
Mit liebevoll bemalten Wänden
Gelebtes Leben in jedem Winkel
Regale und Schränke mit Gefühlen gefüllt
Gedanken fläzen sich auf Sofas und Sesseln
Wir leben frei von Macht und Gewalt
Antikapitalistisch und von Gesetzen verschont
Manchmal schauen Nin und Goldmann vorbei
Hesse und Bakunin besuchen uns auf einen Tee
Wir leben fleischlos und frönen dem Genuss
Häufig trunken von Leidenschaft und Lust
Und dann und wann verlassen wir unsere Box
Unser kleines Paradies von Bougainvillea umrankt
Schwimmen eine Weile mit im Strom
Begegnen all dem, was uns widerlich erscheint
Schon bald sind sie da, all die Zeichen
Einer leeren Zeit, gefühlskalt und öd
Alsbald flüchten wir zurück in unsere Box
Fast einer selbst gewählten Quarantäne gleich.
Einmalig
Ach Mensch
Ich vergaß, wie farbenfroh und fantastisch die Natur sein kann
Es war schon so selbstverständlich geworden
So dass es sich meinem Bewusstsein entzog
Ich übersah den romantischen Schein des Mondes
Schien er doch fast jede Nacht
Ich beachtete nicht mein Gesicht im Spiegel
War es doch so alltäglich geworden
Doch dann lernte ich, mit deinen Augen zu sehen
Alles gewann an Bedeutung
Und wurde
Einmalig.
holen wir uns die dunkelheit zurück
wir ließen uns die dunkelheit nehmen
weil es produktiver sei
die nacht zum tag zu machen
das allgegenwärtige licht
blendete unsere träume aus
all die verrücktheiten
das unmögliche
widerspenstige
und verruchte
in der nacht war man frei von den regeln
des tages und der vernunft
holen wir uns die dunkelheit zurück
Die Norm
Auf dem Speiseplan
Steht wie immer laffe Normativität
Lieblos dekoriert
Einfallslos garniert
Längst ist sie dir zuwider
Das geschmacklos gewürzte Gericht
Längst fehlt es ihm an Frische
Längst hat es deine Gesundheit ruiniert
Doch du verschlingst es
Mit Kritik, versteht sich.
Doch so änderst du nichts
Spuck es aus!
FLEISCH
FLEISCH IST
NATÜRLICH NORMAL UND NOTWENDIG
DIE ABSTRAKTION GELINGT
DIE EURE KINDER GLAUBEN MACHT
FLEISCH WACHSE AN DEN BÄUMEN
UND NIE WÄRE BLUT GEFLOSSEN
UND NIE HÄTTEN KÄLBER GESCHRIEN
UM EURE EDLEN GRILLE
MIT BILLIGFLEISCH ZU FÜLLN
EURE LEFZEN SPEICHELN
BEIM ANBLICK EINES LAMMS AUF THYMIAN
GARNIERT MIT GLEICHGÜLTIGKEIT
WAS SCHLACHTEN WAS STREICHELN
MAN IST WAS MAN ISST
Vergebliche Suche
Was hab´ ich gesucht
Gewühlt und gegraben
Die Tücher gewendet
Den Staub weggewischt
Was hab ich gelesen
Recherchiert und geblättert
Von hinten nach vorne
Und gegen den Strich
Was hab ich gedacht
Überlegt und gegrübelt
Mein Hirn durchforstet
Geschaut und gefragt
Doch was ich fand
War Leere
Und kein bisschen
Menschenverstand
Hoffnung
Fassungslos
Was ist nur mit meiner Fassung los?
Ich wollt´ sie doch behalten, nun scheint sie verloren
Ein leeres Gefühl, die Stimmung erfroren.
Und im Hals ein zentnerschwerer Kloß.
Noch gestern tanzte ich froh, vom Glück verwahrt
Hab in Gedanken Kapriolen geschlagen
Wurde von sonniger Laune getragen
Doch heute: hat sie mit Elend sich gepaart.
Was ist passiert, wo liegt das Motiv?
Nicht mal nach Lust steht mir der Sinn
Und alle Lebendigkeit ist hin
Der ganze innere Frieden, der hängt schief.
Nun ring ich mit ihr, der Fassung in mir.
Dabei habe ich heute nur nachgedacht
Mir Gedanken über Zeit und Welt gemacht.
Und frag mich: Gibt´s für Nazis kein AntiVir?
CDU - Nachruf
oder: schön wäre es!
Verachtet sei ihr Analogchristentum
Ihr Hochglanz-So-Als-Ob-Demokratie-Getue
Ein isomorpher Bund aus geklonten Mitläufern
Bibbernd vor Angst vor dem eigenen Schatten
Sie verwaltet die deutschen Werte und Tugenden
Um sie mit blasierter Ignoranz zu versilbern
Auf ihre verblassten Fahnen streitet sie für Recht und Ordnung
Frönt dem Wohlstand für Wenige, lobpreist die Elite
Sie verliert sich ins Triviale, - zögert, wenn es drängt
Verwaltet Missstände, anstatt sie zu lösen
Sie ist Meisterin im Vorbereireden und des Bewahrens von Schein
Sabbernder Schoßhund der Bourgeoisie
Und am Firmament leuchte die ewige Raute
Über den obrigkeitshörigen Wegguckern
CeDeU, das ist der armselige Versuch
Die eigene Unterworfenheit mit Orange zu kaschieren
Nach und nach verschwand sie aus den Parlamenten
Und man hat es nicht einmal bemerkt