Monte Veritas
Wer schon einmal auf dem „Wahrheitsberg“ oberhalb des Lago Maggiore im Westen von Ascona war, wird bei etwas klarem Verstand möglicherweise noch ein wenig von der Faszination dieser
lebensreformerischen Künstlerkolonie eingefangen haben. Namhafte Künstler, Schriftsteller, Anarchisten und andere Personen des öffentlichen Lebens wie z.B. Erich Mühsam, Hans Arp, Herrmann Hesse,
Ernst Bloch… versuchten hier neue Formen menschlichen Zusammenlebens zu gestalten, wie da wären: Pazifismus, Vegetarismus, Freikörperkultur, Anarchismus, Anthroposophie, östliche Weisheiten usw.
Schon zu dieser Zeit gab es eben Menschen, die genug hatten von einer als patriarchal und militaristisch wahrgenommenen Gesellschaft. Leider blieb das Projekt Monte Verita eine Sozialutopie. Kritiker
erfreuen sich vor allem an der Tatsache, dass bei allem guten Willen auch hier ein echter Anarchismus nie möglich wurde, da es einige der Bewohner u.a. mit dem Ausleben ihrer ganz persönlichen
Bedürfnisse zu wörtlich nahmen oder versuchten, aus ihrer politischen oder religiösen Ansicht ein allgemeingültiges Dogma zu machen. Dennoch übt dieser Ansatz eine große Wirkung auf uns aus. Vor
allem der Versuch des Zusammenlebens, – denkens und -schaffens ist Grundstein auch unserer Idee vom öffentlichen Leben.